Ein Mann, der Gott vertraute (Teil 7)

Während der Diener diese Einladung an Maria überbrachte, wartete Hudson Taylor in Mrs. Knowltons Wohnzimmer auf ihr Kommen. Es schien, als kehrte dieser überhaupt nicht mehr zurück. Da, endlich! Ein leichter Schritt, eine junge Stimme im Vorraum, die Tür flog auf, und die beiden lagen sich in den Armen. Endlich waren sie einmal allein.

Mehr als vierzig Jahre später schrieb Hudson Taylor über diese Stunde: „Meine Liebe zu Maria erkaltete nie. Ich liebe sie noch heute.“ Endlich galten sie öffentlich als Verlobte. Nun durften sie auch zuweilen jung und fröhlich sein. Eine Bekannte der beiden vermittelte einen guten Einblick, als sie schrieb:

„Alle diejenigen, die Hudson Taylor nur in späteren Jahren kannten, mag es überraschen, wenn sie vernehmen, wie leidenschaftlich verliebt er damals war. Seine Verlobte unterschied sich mit ihrem starken, gefühlsbetonten Wesen in dieser Beziehung kaum von ihm. Weil mein Mann mit beiden befreundet war, durfte er sie hin und wieder mit ihrer Verliebtheit necken.“

Der 20. Januar 1858 war ihr Hochzeitstag. Bei strahlendem Sonnenschein ließ sich Hudson Taylor ans andere Ufer übersetzen und begab sich zur Trauung in den alten Tempel. Rev. F. Gough erwartete ihn mit einigen Freunden aus den verschiedenen Missionen. Auch Besatzungsglieder der britischen Kanonenboote und andere Ausländer hatten sich zur Trauung eingefunden.

Maria sah in ihrem grauen Seidenkleid und Schleier entzückend aus. Hudson trug sein gewöhnliches chinesisches Gewand. Einige der Freunde mochten den Unterschied zwischen den beiden als peinlich empfunden haben, doch andere, die das Zustandekommen dieser Hochzeit kannten, wussten, wie sehr Braut und Bräutigam eines Sinnes waren.

Den Empfang nach der Trauung, den Mr. und Mrs. Jones in ihrem gastlichen Haus gaben, mit allen Ansprachen, Reden und Glückwünschen erlebten die beiden wie die Träumenden. Erst als sie bei Sonnenuntergang auf einem nahegelegenen Hügel allein waren und die vorangegangenen Wochen und Monate mit allem Schweren, die glückliche Gegenwart und die verborgene Zukunft überdachten, kam ihnen die Bedeutung des Tages klar zum Bewusstsein. Aus ihrem Gastzimmer im Nioh-wang-Kloster ließ Hudson Taylor seine Angehörigen in das Glück ihrer jungen Ehe hineinblicken:

„20. Januar. Wie glücklich sind wir jetzt! Gott hat unser Leid in Freude verwandelt und gibt uns das Gewand der Freude anstelle von Trauerkleidern.

29. Januar. Gott hat alle unsere Gebete erhört, den Widerstand in denen, die uns trennen wollten, überwunden und das in ihn gesetzte Vertrauen gerechtfertigt. Er hat uns glücklich, sehr glücklich gemacht.“

Von Ningpo aus schrieb er nach sechs Wochen:

„Verheiratet sein mit der Frau, die man liebt, ja tief und hingebend liebt, ist ein Glück, das nicht in Worten Ausdruck finden und das man sich nicht vorstellen kann. Das ist keine Täuschung. Jeder Tag, der mehr vom Denken der Geliebten offenbart, weckt mehr Stolz, mehr Glück und demütige Dankbarkeit gegen den Geber aller guten Gaben. Sie ist die beste aller irdischen Gaben.“

In einem andern Brief schreibt er von der Liebe, die „jede menschliche Liebe übertrifft“, der Liebe zu Christus: „[…] die das Herz mit einer Liebe zu erfüllen vermag, mit der keine andere verglichen werden kann. Jetzt verstehe ich besser, was es bedeutet, wenn geschrieben steht, dass mein Name in sein Herz eingegraben ist, und warum Jesus immer für mich bittet. Seine Liebe ist so tief, dass er nicht zu bitten aufhören kann. Welch eine Liebe! Kann es etwas Größeres geben?“

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Aus: H. und G. Taylor
Hudson Taylor
Ein Mann, der Gott vertraute

Brunnenverlag 1981
Seite 120 bis 136